Allergien gezielt erkennen und behandeln
„Wenn diese Symptome regelmäßig zur selben Jahreszeit auftreten, steckt meist keine Infektion dahinter, sondern eine Allergie“, erklärt Wendelin Wolfram, Oberarzt an der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Als häufigste Auslöser gelten Pollen von Gräsern, Bäumen und Kräutern, allen voran jene der Birke, die zwischen März und Mai für viele Beschwerden sorgt. Hausstaubmilben, Schimmelpilze oder Tierhaare spielen bei allergischen Reaktionen ganzjährig eine große Rolle.“ Durch den Klimawandel verlängert sich die Pollensaison – je nach Pflanzenart reicht sie mittlerweile von Dezember bis in den Herbst hinein. Besonders aggressiv ist etwa die aus Nordamerika eingeschleppte Ragweed-Pflanze, deren extrem reaktive Pollen auch über weite Strecken nach Österreich gelangen.
Allergie ist keine Bagatelle
Heuschnupfen ist nicht nur lästig, sondern kann unbehandelt zu ernsthaften Folgeerkrankungen wie Asthma bronchiale führen. Laut internationalen Studien entwickeln 43 Prozent der Betroffenen im Laufe von acht Jahren ein Asthma, wenn keine Behandlung erfolgt. Bei konsequenter Therapie liegt dieses Risiko deutlich niedriger – zwischen zehn und 20 Prozent. „Ein unbehandelter Heuschnupfen kann die Lebensqualität massiv beeinträchtigen: Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und Leistungseinbußen sind häufige Folgen – insbesondere bei Kindern“, betont Wolfram.
Moderne Diagnose und Therapie
Gemeinsam mit einer ausführlichen Dokumentation der Beschwerden durch den Patienten (z.B. Allergietagebuch und effektiver Diagnostik – etwa Prick-Tests oder spezifischer IgE-Antikörpertests – kann eine Allergie rasch und zuverlässig erkannt werden. Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Allergie ist der Hausarzt. Im Bedarfsfall stellt er eine Überweisung an einen niedergelassenen Facharzt für Lungenheilkunde, HNO oder Dermatologie aus. Ausschließlich bei besonders komplexen Fragestellungen sind die Experten im Klinikum gefragt. Je nach Ausprägung der Symptomatik kommen Antihistaminika, kortisonhaltige Nasensprays oder eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung), welche heute auch in Tablettenform verfügbar ist und nicht zwingend gespritzt werden muss, zum Einsatz. Dabei wird das Immunsystem über einen längeren Zeitraum an das Allergen gewöhnt – mit dem Ziel, die Beschwerden deutlich zu lindern. „Wichtig ist es, die Beschwerden ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen“, appelliert Wolfram. „Denn je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Langzeiterfolge – und desto geringer ist das Risiko für Folgeerkrankungen.“
Wenn eine allergische Reaktion zum Risiko werden kann
Allergien zeigen sich nicht immer nur durch eine rinnende Nase oder juckende Augen. „Neben der bekannten allergischen Rhinokonjunktivitis können auch schwerwiegende Reaktionen wie Hautausschläge, Atemnot oder im Extremfall ein anaphylaktischer Schock auftreten“, betont Wolfram. In solchen Fällen muss sofort gehandelt werden. „Für Menschen mit hohem Risiko ist es unumgänglich, immer ein Notfallset mitzuführen – bisher bestand dieses meist aus einem Adrenalin-Autoinjektor, einem Antihistaminikum und einem Kortisonpräparat. Neu ist, dass seit Kurzem auch ein Adrenalin-Nasenspray verfügbar ist, das einfacher anzuwenden ist und insbesondere für Kinder oder in stressreichen Situationen eine niedrigschwellige Alternative darstellen kann“, erklärt der Experte. Die Entscheidung, welches Notfallmedikament geeignet ist, sollte immer individuell ärztlich getroffen werden.
Was passiert bei einer allergischen Reaktion?
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Umweltstoffe mit einer übermäßigen Abwehrreaktion. Allergene – Eiweißstoffe an der Oberfläche der Pollen – führen zur Bildung von Antikörpern. Diese aktivieren Mastzellen in der Schleimhaut, die dann entzündungsfördernde Botenstoffe wie Histamin freisetzen. Die Folge: Juckreiz, Niesreiz, gerötete Augen und eine laufende oder verstopfte Nase. Die genetische Veranlagung spielt dabei ebenso eine Rolle wie Umweltfaktoren. Menschen mit einer sogenannten Atopie – einer erblichen Neigung zu Allergien – sind besonders gefährdet.
Kreuzallergien: Wenn Obst Beschwerden macht
Rund die Hälfte aller Birkenpollenallergiker entwickelt zusätzlich eine Kreuzallergie – das bedeutet, dass der Körper auch auf bestimmte Nahrungsmittel wie Äpfel, Haselnüsse oder Kirschen allergisch reagiert. Der Grund: Die Eiweißstrukturen in Pollen ähneln jenen in bestimmten Obst- und Gemüsesorten.
Überblick über die gängigsten Therapieoptionen:
- Allergenkarenz: Möglichst vermeiden, was Beschwerden auslöst
- Medikamentöse Behandlung:
- Antihistaminika: lindern Juckreiz, Niesen, Hautsymptome
- Kortikosteroide: bei starken Entzündungen (z. B. Nasenspray, Salben)
- Leukotrienantagonisten: vor allem bei allergischem Asthma
- Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung):
- langfristige Behandlung zur Reduktion der Überempfindlichkeit
- kann durch Spritzen (subkutan) und auch durch Tabletten oder Tropfen (sublingual) erfolgen
- besonders wirksam bei Pollen-, Hausstaub-, Insektengiftallergie
- Notfalltherapie:
- Adrenalin-Autoinjektor (EpiPen®) oder Adrenalin-Nasenspray (neu) bei Anaphylaxie
- Kombination mit Antihistaminikum und Kortison
Die Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen
Von moderner Diagnostik über konservative Verfahren bis hin zu hochspezialisierten Operationen – die Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen steht für höchste medizinische Kompetenz und ein umfassendes Leistungsspektrum. Primarius Dr. Thomas Keintzel gilt österreichweit als Experte und Vorreiter auf dem Gebiet der Cochlea-Implantation und setzt sich insbesondere für hörgeschädigte Menschen – vom Kindes- bis zum höheren Lebensalter – ein. Die HNO-Abteilung ist seit über 85 Jahren am Schwerpunktkrankenhaus etabliert und bietet unter anderem audiologische und elektrophysiologische Diagnostik, rekonstruktive Mittelohrchirurgie, navigationsgestützte Nasennebenhöhlenchirurgie, funktionell-ästhetische Eingriffe, interdisziplinäre Tumorchirurgie im Kopf-Hals-Bereich, spezialisierte Diagnostik und Therapie bei Schwindel, Schluck- und Stimmstörungen sowie umfassende logopädische Betreuung. Ziel ist es, durch individuell abgestimmte Therapiekonzepte Lebensqualität, Hörvermögen und soziale Teilhabe der Patientinnen und Patienten nachhaltig zu sichern oder wiederherzustellen.
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Mag. Kerstin Pindeus, MSc, MBA, A-4600 Wels, Grieskirchner Straße 42,
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