Neue Methode „Liquid Biopsy“: Blut- statt Gewebeentnahme
Rund zwei Fünftel aller Patient*innen mit fortgeschrittenem Hormonrezeptor-positivem, HER2-negativem Brustkrebs entwickeln eine sogenannte ESR1 Mutation. Das ist eine genetische Veränderung des Tumors, die erst durch die Hormonbehandlung entsteht und diese unwirksam macht. Diese Mutation ist allerdings nur eine von vielen, die im Therapieverlauf entstehen können oder auch schon vor der Behandlung vorhanden sind. Bei Fortschreiten der Erkrankung wird auf Resistenzmutationen untersucht, damit im gegebenen Fall die Behandlung angepasst werden kann. Bei vielen Tumorerkrankungen gibt es die Möglichkeit, durch Analyse des Tumors gegen etwaige Mutationen Medikamente einzusetzen, die genau dort zielgerichtet angreifen.
Klassische Biopsie
Bei der Biopsie wird Tumorgewebe durch einen Eingriff entnommen. „Meist geschieht dies Ultraschall- oder CT-gezielt mit einer speziellen Nadel. Manchmal gibt es aber keinen geeigneten Zugang zum Tumor, oder er ist technisch sehr schwierig. Das ist dann mit enormem Aufwand verbunden und für die Patient*innen teilweise eine große Belastung“, so OÄ Dr.in Renate Pusch MSc, Onkologin am Brust-Gesundheitszentrum des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern.
Nach der Gewebeentnahme gelangt die Tumorprobe zur histologischen und molekulargenetischen Analyse. Dort kann unter anderem mittels Gen-Sequenzierung, also einer Entschlüsselung der DNA, eruiert werden, ob etwaige Mutationen vorhanden sind. Das ermöglicht eine Anpassung der Krebstherapie.
Biopsie durch Blutabnahme
Eine andere Methode, um an Tumor-DNA zu kommen ist die der „Liquid Biopsy“, also der flüssigen Biopsie. Der Name kommt daher, dass man anstelle einer Gewebeprobe die DNA aus dem Blut gewinnt. Bei manchen Tumoren gelangen Zellen oder zellfreie DNA in das periphere Blut, von wo dann eine Probe genommen werden kann. „Die Methode ist noch relativ neu. Nicht immer findet man Zellen oder DNA im Blut, deshalb ist dieses Verfahren auch nicht für alle Patient*innen geeignet“, sagt OÄ Dr.in Pusch. Wenn Tumor-DNA gefunden wurde, kann die molekulargenetische Analyse erfolgen.
Bereits jetzt in Anwendung
Am Ordensklinikum Linz unterstützt die „Liquid Biopsy“ bereits den Arbeitsalltag am Brust-Gesundheitszentrum. „Für die Patient*innen und für uns ist es natürlich sehr viel einfacher, Blut abzunehmen, als eine Gewebeprobe zu gewinnen. Das dauert nur ein paar Minuten“, so OÄ Dr.in Pusch. Trotz der Einfachheit der Anwendung ist die „Liquid Biopsy“ derzeit nur bei metastasierten Tumoren außerhalb von Studien sinnvoll, wie die Ärztin erklärt. Die flüssige Biopsie kann daher nicht immer die reguläre Biopsie ersetzen. „Wir verwenden sie hauptsächlich bei fehlendem Ansprechen oder Fortschreiten der Erkrankung während einer Behandlung, um etwaige Resistenzmutationen festzustellen“, so die Ärztin. Dieses Monitoring während der Behandlung ermöglicht eine schnelle Therapieanpassung bei Resistenzen des Tumors. „Ich bin optimistisch, dass sich die Liquid Biopsy in den nächsten Jahren stark verbessert und auch bei frühen Tumorstadien zum Einsatz kommen wird. Es wird bereits jetzt intensiv dazu geforscht“, sagt OÄ Dr.in Pusch.
OÄ Dr.in Renate Pusch MSc, Onkologin am Brust-Gesundheitszentrum des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
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