RSV-Impfung: Wirksamer Schutz gegen hochansteckendes Virus für die Kleinsten
„Nach fast 30 Jahren als Kinderarzt ist die RSV-Impfung für mich ein Meilenstein – endlich können wir Kinder vor dieser gefährlichen Krankheit wirksam schützen“, sagt Prim. Dr. Gerhard Nell, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Eine Infektion tritt in der Regel bei kühleren Temperaturen im Herbst und Winter auf und ist ansteckender als die Grippe. Jährlich erkranken in Österreich rund 55.000 Kinder, wovon etwa 1100 zur Behandlung stationär im Krankenhaus aufgenommen werden müssen.
Von der Geburt bis etwa einem halben Jahr sind Säuglinge noch zu jung, um genügend eigene Antikörper zu produzieren, daher sind sie besonders gefährdet, schwer an RSV zu erkranken. „Eine Infektion der unteren Atemwege, eine Bronchiolitis, kann durch RSV ausgelöst werden, wodurch die Babys erschwert Luft bekommen. Da die Erkrankung nur sehr schwer behandelbar ist, müssen wir uns als Kinderärzt*innen oft darauf beschränken, mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Sauerstoffgabe die Kinder möglichst gut zu begleiten. Ich habe unzählige Nächte mit Eltern und ihren schwer kranken Babys mitgelitten“, beschreibt der Abteilungsleiter.
Eine einmalige Impfung schützt die Babys über mehrere Monate hinweg wie ein „Bodyguard“. Ein sehr guter Zeitpunkt für die Verabreichung ist innerhalb der ersten Lebenswoche, beziehungsweise vor oder zu Beginn der ersten RSV-Saison, die im Oktober beginnt und sich bis in den April zieht. In jenen Ländern, wie Spanien, Portugal oder Chile, in denen fast 90 Prozent der Kinder geimpft sind, ist die RSV-Erkrankung beinahe ganz verschwunden.
Kostenlose Impfung für Säuglinge
Der RSV-Impfstoff ist für Säuglinge sehr gut verträglich. Für Primar Dr. Gerhard Nell ist dennoch besonders wichtig, die Eltern aufzuklären und ihnen etwaige Sorgen zu nehmen. „Es bringt nichts, mit Angst oder Drohungen eine Impfung durchsetzen zu wollen. Stattdessen zeigen wir den Eltern die Chance, dass wir mit der RSV-Impfung jene Situationen verhindern können, die sowohl für die Erwachsenen als auch die Kinder sehr, sehr belastend sind“, so der Kinderarzt. Durch eine Finanzierung von Bund und Land steht der passive Impfstoff seit Dezember 2024 nicht nur der Risikogruppe der Frühchen und Vorerkrankten, sondern allen Neugeborenen kostenlos zur Verfügung. So wurden durch das Team der Pädiatrie des Ordensklinikum Linz in der vergangenen RSV-Saison bereits 226 Säuglinge geimpft.
Als Alternative besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Mutter während der Schwangerschaft impfen lässt. Die Antikörper übertragen sich dabei auf das Ungeborene und es ist über den sogenannten Nestschutz geschützt. Diese Variante wird jedoch nicht kostenfrei angeboten und ist nicht mit einer Keuchhusten-Immunisierung kompatibel, die ebenfalls über die maternale Impfung möglich ist. Insgesamt konnten durch diese beiden Varianten – die Direktimpfung und den Nestschutz – etwa 70 Prozent der Neugeborenen, die in der Infektionszeit 2024/25 beim Spitalspartner Barmherzige Brüder zur Welt kamen und am Ordensklinikum Linz betreut werden, gegen RSV immunisiert werden. Neben dieser Impfung werden laut österreichischem Impfplan weitere Immunisierungen empfohlen:
- Diphtherie, Tetanus, Polio
- Keuchhusten, HIB (Haemophilus Influenzae Typ B)
- Masern-Mumps-Röteln
- Pneumokokken (+ ev. Meningokokken, je nach Risikofaktoren)
- Rotaviren
Risiko für Erwachsene
Übertragen wird RSV durch Tröpfcheninfektion, wie Husten oder Niesen, sowie Schmierinfektion über kontaminierte Hände oder Oberflächen. Auch Erwachsene können an dem Virus erkranken, wobei sich eine Infektion bei einem Großteil in harmlosen Erkältungssymptomen wie Husten und Schnupfen äußert. Besonders gefährdet sind allerdings auch ältere Menschen ab 60 Jahren mit chronischen Krankheiten oder einer Immunschwäche. Bei dieser Patient*innengruppe kann eine Ansteckung bis zu einer Lungenentzündung oder der Verschlechterung von chronischen Krankheiten führen.
Prim. Dr. Gerhard Nell, Prim. Dr. Gerhard Nell
Leiter der Kinder- und Jugendabteilung bei der Impfung
am Ordensklinikum Linz eines Säuglings
Rückfragehinweis für Journalist*innen:
Lena Gattringer, BA BA
lena.gattringer@ordensklinikum.at
+43 732 7677 – 4908
+43 664 88 41 99 88